Die 4. Schweizer Plastikausstellung Biel
Marcel Joray
Skulptur 1966
Zum vierten Mal in zwölf Jahren zieht Biel Bilanz aus dem Skulpturenschaffen der Schweiz.
Die Jury hat aus über 500 von insgesamt 140 Künstlern eingegebenen Werken 174 Skulpturen ausgewählt. Sie hat sich bemüht, die repräsentativsten Werke der verschiedenen Strömungen, denen unsere Künstler angehören, zu versammeln. Der Besucher wird mit Vergnügen vertraute Namen aus vorangegangenen Ausstellungen vorfinden; ebenso wird er noch unbekannte Talente entdecken, die unserer Ausstellung ein erneuertes Gesicht geben.
Aber dieses neue Gesicht verdankt sie auch dem völlig neuen Rahmen. Nach den ausgedehnten Seeufern 1962, die für viele monumentale Werke ausserordentlich günstig waren, an denen sich die nicht so grossen Stücke oder jene, die nicht für den Aussenraum konzipiert waren, aber verloren, verbindet sich heuer Skulptur mit Architektur. So wurde der begrenzte Raum wiedergefunden und neu entdeckt, sprich eine Intimität, die vielen Werke entgegenkam, ohne dass sich die monumentale Skulptur eingeschränkt fand. Hier ist die Skulptur in einem von Menschen erschaffenen und würdigen Rahmen platziert (denn das Kongresshaus, das der Architekt Max Schlup als Besitznahme des Raumes verstand, wurde durch die Tugenden seines Erbauers gleichzeitig auch ein bemerkenswertes Kunstwerk). So findet sich die Skulptur verknüpft mit der Architektur, entweder in sie integriert oder mit ihr im Dialog.
Zwei grosse, kürzlich verstorbene Schweizer Bildhauer sollen hier geehrt werden: Alberto Giacometti und Zoltan Kemeny. Der Erste in der Schweiz geboren mit Karriere in Paris, der Zweite, ungarischer Herkunft, letztlich aber Schweizer geworden und in Zürich wohnhaft, wo er sein ganzes Werk geschaffen hat. Beide haben sie die Welt erobert und wurden durch den Grossen Preis der Biennale von Venedig geehrt. Giacometti im Jahr 1962, Kemeny 1964. Ihre Werke befinden sich in den grossen Museen der Welt und sind dadurch zu unseren besten Botschaftern geworden. Wir zeigen ein schönes Ensemble von Kemeny und nur einige Werke von Giacometti, da ihm gleichzeitig eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel gewidmet ist.
Wenn die Ausstellung auch für Schweizer Künstler reserviert ist, so haben wir doch an der Beteiligung zweier glänzender, ausländischer Künstler festgehalten, aufgrund ihrer eminenten Dienste, die sie der Kunst unseres Landes zuteil werden liessen: Jean Arp, wohnhaft in Locarno und Meudon, dessen Grosszügigkeit uns das Privileg erlaubt, mehrere Künstler mit wichtigen Preisen zu ehren, und Francesco Somaini, dank dem unsere 1958er Ausstellung ihre Fühler bis nach Como ausstrecken konnte; Arp, einer der Ruhmreichen der Skulptur des 20. Jahrhunderts; Somaini, einer der authentischsten Schöpfer der jungen Generation.
Marcel Joray
Übersetzung Französisch-Deutsch © Béatrice Schmidt